Von der Entstehung der Welt nach karadonischem Glauben
Am Anfang lebte Winja, die Allmächtige, allein in der Leere des Nichts. Dunkelheit herrschte um sie herum. Winja war einsam und so begann sie sich zu gestalten. Aus ihrem Leib formte sie die Erde mit all ihren Bergen, hohen und höheren, und Tälern, tiefen und tieferen. Doch noch immer war Winja allein und so weinte sie bittere Tränen der Hoffnungslosigkeit. Die Tränen fielen als erster Regen auf den jungfräulichen Leib der Erde. Die Tropfen sammelten sich oder flossen ungerichtet über die Erde. So entstanden Ozeane, Meere, Seen und Flüsse.
Inzwischen war Winjas Wunsch nach Gesellschaft so mächtig geworden, dass sie mit dem Gedanken schwanger ging und nach Äonen von Zeiten gebar sie Alcandor und Turinnia, silberner Mond und goldene Sonne, Feuer und Wasser, wilder Drache und sanfter Pegasus, Schwert und Schild ihres Willens.
Vor der Geburt hatte sie ihnen eine kleine Oase der Behaglichkeit, Hamingja genannt, mit Wäldern, äsenden Tieren, plätschernden Bächen, fruchtbaren Gärten und wärmenden Hallen mitten im Nichts geschaffen. Dort begegneten sich Turinnia und Alkandor zum ersten mal und entbrannten sofort in Liebe und zeugten dort die sechs Götterkinder, drei Töchter, Tura, Trivia und Tanis und drei Söhne, Ars, Aion und Archon.
Nun dachte Winja sei es genug an Gesellschaft und verbot Turinnia und Alkandor weitere Wesen hervorzubringen. Doch Alkandor und Turinnia konnten nicht von den Freuden der Liebe lassen und so gebar Turinnia noch viele weitere Götterkinder. Aus Angst vor dem Zorn Winjas versteckten sie diese auf der kargen Erde in Höhlen und Spalten. Alkandor, Turinnia und die sechs Kinder waren untröstlich, dass sie ihren Kindern und Geschwistern die schöne Umgebung Hamingjas verwehren mussten und so wurde der Ort der Behaglichkeit für sie zu einem Ort der Trauer.
Doch nach Äonen entdeckte Winja die versteckten Götterkinder und wurde furchtbar zornig. Die Erde bebte und die Wasser schäumten.
Keines der Götterkinder überlebte Winjas Wüten. Alcandor und Turinnia versuchten ihren Kindern zu Hilfe zu eilen doch sie fanden alle tot und gebrochen. Trauernd benetzten die Eltern ihre Kinder mit ihren lebensspendenden Tränen und ließen aus den Götterkindern Tiere und Pflanzen werden, wie um ihren Kindern ein zweites Hamingja als Grab zu geben.
Als sie auch ihre Lieblingskinder, die Zwillingen Wara und Wani, unter den Toten fanden, beschlossen Turinnia und Alcandor die Menschen zu schaffen, damit die Zwillinge in ihnen auf ewig fortleben konnten. Die Götter selbst aber verließen Hamingja, da sie die Erinnerung an das dortige Glück nicht ertragen konnten und brachten dorthin die Seelen der verstorbenen Menschen.
Winja wurde durch diesen weiteren verbotenen Schöpfungsakt noch erzürnter und trennte Alcandor und Turinnia zur Strafe voneinander und erlaubte ihnen sich nur zu bestimmten Zeiten sehen zu dürfen.