Die Drachenhalle - religiöses und kulturelles Zentrum Karadons

Alles fing mit der Auswanderung der ältesten Vorfahren des Clans an. Sie gehörtem einst einem anderen längst verschwundenen Volk an, dessen Namen nicht mehr bekannt ist. In der Überlieferung alter Lieder und Legenden wird von den Kardonen gesprochen. Ein Bürgerkrieg war ausgebrochen und die Kriegsherren rivalisierender Clans zogen durch das Land und hinterließen eine Spur des Grauens und Leidens. Dem späteren Hochgeweihten Chyllios ter Alkandrer waren Alcandor und Turinnia im Traum erschienen. Sie hatten ihm den Weg nach Karadon gewiesen. Also sammelte er alle seines Clans ein, die willig waren ihm zu folgen.

Da der Urclan schon immer am Meer gelebt hatte, war es für sie kein Problem über den Ozean zu fahren. Alcandor und Turinnia wiesen ihnen den Weg zu einer Inselgruppe und nach einigen Monaten auf See erreichten sie die Insel, die sie heute Karadon nennen. Alle waren froh an Land zu gehen, denn die Monate auf See waren grausam gewesen und nur die Stärksten und Abgehärtetsten hatten überlebt. Doch die Insel wurde von einem großen Drachen namens Rawendjarkol bewohnt, der eben jene als sein alleiniges Revier beanspruchte und zu teilen nicht bereit war. Ferner scheiterten auch alle gut gemeinten friedlichen Annäherungsversuche, denn der Drache verschlang jeden mit seinem Feueratem, der den Fuß auf sein Territorium setzte.

Schließlich rüsteten sich die Cocritchkrieger zum Kampfe, denn sie wollten das wundervolle Tal nicht aufgeben und darüber hinaus wollten sie ihre getöteten Kameraden rächen die dem Drachen zum Opfer gefallen waren. So zogen sie denn in eine blutige Schlacht welche bis in die späte Nacht andauerte und bei welcher der Drache eindeutige Überlegenheit bewies.

Der Hochgeweihte Chyllios soll schwer verwundet inmitten vieler toter und sterbender Krieger zu Boden gesunken sein, die Arme gen Himmel - zum Mond der in seinem vollsten Stande ward -gereckt und geschrieen haben: "Großer Alcandor, Bruderdrache! Stahl der Schwerter, Herrscher der Nacht, oh mein Schutzpatron, warum nur müssen so viele Krieger sterben die dich verehren und lieben? Ist es ein Frevel ein Land besitzen zu wollen um dir und deiner Schwester huldigen zu können? Lass den Tod dieser Tapfersten der Tapferen nicht umsonst sein."

Und wie um seine Worte unterstreichen zu wollen und voller Gram und Verbitterung seine Clansbrüder und -schwestern ins Unglück geführt zu haben, warf sich Chyllios kurz vor Morgengrauen in sein Schwert.

Als seine toten Augen in die Mondscheibe starrten, löste sich aus dieser ein Schatten der rasch größer wurde und sich als ein Drache, gewaltiger an Größe denn jeder seiner Artgenossen, offenbarte den die Weitgereisten jemals gesehen hatten. Städte hätten auf seinem Rücken Platz gefunden, mit einem Flügelschlag hätte er Berge hinwegfegen können und in seinen nachtschwarzen Augen spiegelte sich die unermessliche Weisheit tausender von Jahren wieder... und aus den sanften Strahlen der Morgensonne, die inzwischen aufgegangen war, löste sich ein zarter, großer Pegasus, wie aus Wolken mit flammender Mähne und liebevollen Augen. Alcandor und Turinnia erschienen in ihrer ganzen Pracht und die Schlacht hielt inne. Die Götter blickten auf die wenigen Verbliebenen des Cocritch-Clans hinab und nickten ihnen zu. So unbedeutend die Geste für die Götter wohl war, so ohne Gleichen ergreifend war sie für die Überlebenden des Clans die sich wie ein Mann niederknieten und ihre Waffen vor dem Drachen und den Einhorn in den Boden steckten.

Alcandor befahl seinem kleinen Bruder Rawendjarkol sich schlafen zu legen und dieser fügte sich und legte sich auf einem nahegelegenen Hügel nieder. Anschließend berührte Turinnia mit ihrem glühenden Horn den Drachen an der Stirn und dieser verwandelte sich zu Stein. Auf dem Drachenberg entstand zu Ehren der Götter das Kloster Drachenhalle und am Fuße des Berges die Stadt Rawinja, dem kleinen Bruderdrachen zu Ehren.

Es gibt jedoch nach wie vor flüsternde Stimmen, die behaupten, das Rawendjarkol sich dem Schiedsspruch seines großen Bruderdrachens nur zähneknirschend gefügt hatte und man munkelt hinter vorgehaltener Hand, das der Drache, der zum Berg ward, noch immer auf Rache sinnt. Vielleicht kommen die wispernden Stimmen im Inneren des Berges nicht von ungefähr, wenn man durch die zahlreichen Katakomben unter der Drachenhalle wandelt?